Sonntag, 9. Dezember 2012

Der Bio-Schwindel – welchem Öko-Siegel kann man trauen?

Wir möchten gesund essen, wollen weder Antibiotika im Fleisch, noch Gift im Gemüse und natürlich sind wir gegen die Tierquälerei in Massenkäfigen. Gleichzeitig wollen wir aber auch billig und bequem einkaufen und setzen deshalb auf die Bio-Marken von Supermärkten und Discountern.

Doch: „Das passt nicht zusammen! Natur hat im Supermarkt Seltenheitswert").


Kommen hier Bio-Eier her? (Foto: Thinkstock) 
Kommen hier Bio-Eier her? (Foto: Thinkstock)




Wir glauben, was wir sehen
Saftige Weiden, kräftige Rinder, glückliche Hühner, kleine Bauernhöfe, wohlklingende Produktnamen:  Als Verbraucher glaubt man gerne, was Supermärkte mit großflächigen Plakataktionen, naturnahen Werbeclips und attraktiven Produktverpackungen suggerieren. Mit gutem Gewissen packen wir Woche für Woche vermeintliche Bio-Ware aus dem Supermarkt in den Einkaufskorb.


Betrug mit vermeintlich glücklichen Hühnern
Doch die Rechnung geht nicht auf: „Die großen Supermarktkonzerne brauchen Ware in riesigen Mengen. Allein Rewe verkauft 100 Millionen Bio-Eier pro Jahr. Diese Massen kann nicht das glückliche Huhn vom Bauern nebenan liefern." Um im Preiskampf mitzuhalten, müssen die großen Ketten riesige Mengen zu einem niedrigen Preis anbieten.

Die Folge: Sie sparen bei Tierhaltung und Futter. „Leider kommt es deshalb immer wieder vor, dass Eier aus Quälhaltung zu Eiern von glücklichen Hühnern umgewidmet werden".
Den Supermärkten gehe es nicht in erster Linie um Qualität, sondern um Masse und Preis. Es ist ein großes Geschäft mit der „Bio-Ware", so viel ist sicher.

Billige Bio-Produkte? Gibt es nicht! 
Man muss misstrauisch sein, wenn man vermeintlich gute Qualität zum Spottpreis bekommt. Würde ein Autohändler einen nagelneuen Porsche Cayenne zum Schleuderpreis anbieten, wären wir alle auf der Hut. Beim Essen allerdings nehmen wir gerne unkritisch hin, was uns vorgegaukelt wird.

„Bio" - ein dehnbarer Begriff
Chemie im Öko-Brot, Zusatzstoffe in Bio-Fertiggerichten und industrielle Aromen im Joghurt vom Öko-Anbieter: „Bio" und „öko" sind Zertifikate, auf die man sich gerne verlassen möchte. Aber es gibt große Unterschiede. Der Bio-Boom der letzten Jahre hat Betrügern Tür und Tor geöffnet. Wem kann man noch vertrauen?


Hohe Qualität bei Demeter und Co.
Die hochwertigsten Bio-Produkte stammen von den Öko-Anbauverbänden wie Demeter, Bioland, Naturland, Biopark, Biokreis, Gäa und Ecovin. Demeter ist das älteste Bio-Label und der Mercedes unter den Öko-Etiketten. Nach Ansicht von Experten liefert Demeter die besten Bio-Produkte.

Die Ansprüche der deutschen Anbauverbände gehen über die Anforderungen der EU-Bio-Vorschriften hinaus. Demeter und Co. verwenden keine synthetischen Dünger, chemischen Pflanzenschutzmittel oder künstlichen Zusatzstoffe in der Weiterverarbeitung. Das ist auch der Grund, weshalb diese Produkte mehr kosten als die Bio-Ware der Supermärkte.

„Bio light" mit dem EU-Bio-Logo
Das EU-Bio-Logo stellt dagegen weniger strenge Anforderungen. Mit dem Bio-Siegel können alle Erzeugnisse gekennzeichnet werden, die die „europäischen Rechtsvorschriften zum Ökoanbau" eingehalten haben. So müssen Tiere beispielsweise artgerecht gehalten werden. Was „artgerecht" ist, ist dabei schon wieder Ansichtssache.

Die Öko-Verordnung der EU erlaubt 230 Hennen pro Hektar, die Öko-Anbauverbände höchstens 140 Tiere. Die EU-Öko-Hennen dürfen konventionelles Futter fressen und das Futter muss nicht unbedingt vom eigenen Hof kommen.
Das bedeutet: Dank EU-Bio-Regeln ist auch Massentierhaltung mit Bio-Siegel möglich. Das bekannte EU-Bio-Logo wird nicht umsonst oft als „Bio light" bezeichnet.

Vorsicht bei diesen Lebensmitteln!:

- Fleisch: Schaut beim Fleisch zweimal hin, wo es her kommt oder fragt nach. Fleisch wird oft mit Fantasie-Etiketten ausgezeichnet. Diese Labels sollen beim  Verbraucher Naturnähe und kleinbäuerliche Haltung suggerieren. In Wahrheit stecken dahinter aber nur geschickte Marketing-Maßnahmen der Supermarkt-Konzerne.

- Obst und Gemüse: Bevorzugt Produkte aus der Region. Damit leistet ihr nicht nur einen positiven Beitrag zur Klima-Bilanz, Obst und Gemüse aus der Region sind außerdem viel seltener mit Pestiziden belastet. Gerade bei Ware, die aus weiter Ferne kommt, kann das oft anders aussehen.

- Bio-Joghurt: Leider setzen auch Öko-Anbieter beim sogenannten Fruchtjoghurt oft industrielle Aromen, um Geschmack vorzugaukeln, wo keiner ist. Achtet deshalb unbedingt auf die Produkt-Zusammensetzung.

- Baby-Gläschen: Ein Babygläschen, in dem der Brei oft älter ist als das Baby selbst, hat mit Natur nicht mehr viel zu tun. Bei den Industrieprodukten aus dem Hause Hipp, Alete und Co. wird das Baby-Menü zwar aus Bio-Gemüse und Bio-Obst hergestellt, durch die industrielle Verarbeitung gehen allerdings wichtige Vitamine verloren, die dann wieder durch künstliche Vitamine ausgeglichen werden müssen.
Herr Hipp hat leider mehrere Elterngenerationen vom Kochen weggebracht. Jeder selbstgekochte Babybrei ist gesünder und enthält mehr Nährstoffe als die bequeme Gläschenkost.

- Bio-Fertigprodukte: Auch bei Bio-Fertiggerichten herrschen Vitaminschwund und Geschmacksverlust. Ganz schlimm sind Bio-Tütensuppen, Bio-Kartoffelpüree und Co. Hier wurden die Nährstoffe, die der Körper braucht, genauso reduziert wie bei konventionellen Produkten. Als Glutamat-Ersatz ist Hefeextrakt im Einsatz. Mit Naturkost hat so etwas überhaupt nichts mehr zu tun. In der Natur wachsen keine Tüten! Übrigens auch kein Hefeextrakt.

Baby-Gläschen und Bio-Fertigprodukt hätte ich eigentlich gar nicht aufzuführen brauchen. Dass diese eh tabu sind, weil sie zu sehr verarbeitet und somit nicht Paleo-konform sind, erklärt sich von selbst...


Fazit:
Wer sich wirklich bewusst ökologisch ernähren will, muss kritisch sein und ein gesundes Misstrauen gegenüber den großen Konzernen entwickeln. Am sichersten können die Verbraucher sein, die bei einem kleinen Erzeuger in ihrer Nähe einkaufen oder zu Bio-Produkten der Öko-Anbauverbände greifen.

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